Durch Mariens FŸrbitte bekehrte MŠnner in der Passion Jesu
13. MŠrz 1985 und
13. April 1992
Herzlich freue ich mich an jedem Monatsdreizehnten, wenn ich
bei der Fatima-SŸhnemesse so viele GlŠubige sehe, und zwar nicht blo§ Frauen,
sondern auch MŠnner.
Und den MŠnnern soll diesmal an diesem Monatsdreizehnten die
Predigt besonders gewidmet sein. Ich mšchte Ÿber drei MŠnner predigen, die in
der Passion Jesu mit ihm in BerŸhrung gekommen sind und nach meiner festen
†berzeugung durch die FŸrbitte Mariens zur inneren Umwandlung und Bekehrung
gelangt sind.
1. Der
erste dieser drei MŠnner ist Simon von Cyrene.
ãAls sie mit den
drei zum Tode Verurteilten aus der Stadt hinausgingenÒ, so schreibt der Apostel
u. Evangelist Mt 27, 32, ãtrafen sie einen Mann namens Sim0on von Cyrene.
Diesen nštigten sie, Jesus das Kreuz zu tragen. ãMk, der sein Ev. FŸr die
Christen Roms geschrieben hat, fŸgt noch eigens hinzu: es war Simon von Cyrene,
ãder Vater des Rufus und AlexanderÒ, zweier in Rom ganz offensichtlich sehr
bekannter MŠnner (vielleicht wurden sie sogar Priester oder gar Bischšfe in der
Urkirche).
Eigentlich wŠre es
Sache eines anderen Simon, des Simon Petrus gewesen, Jesus das Kreuz tragen zu
helfen. Aber Simon Petrus fehlte damals. Er hatte seinen Meister dreimal
verleugnet und hat sich dann tief beschŠmt am Geschehen von Golgotha
vorbeigedrŸckt. Der noch am GrŸndonnerstag gro§sprecherisch beim Letzten
Abendmahl seinem Meister versichert hatte: ãSelbst wenn dich alle verlassen,
ich sicher nicht, und selbst wenn ich mit dir sterben mŸsste, ich werde dich
nicht verlassenÒ – dieser Simon Petrus war jetzt nicht da. Da musste fŸr
ihn ein Fremder einspringen, anstelle des Simon Petrus Simon von Cyrene.
Es war fŸr diesen
keine leichte und erst recht keine angenehme Sache. Denn Sklavendienst in einem
Henkerzug zu leisten, tut wohl niemand gern. Wir kšnnen uns in die GemŸtslage
dieses Simon von Cyrene leicht hineindenken. Ich stelle mir vor, dass er
anfangs geflucht und gelŠstert und den Augenblick verwŸnscht hat, da sein Weg
sich in dieser Mittagstunde mit dem Weg dieses KreuztrŠgers, dieses
verurteilten Jesus von Nazareth kreuzte. Dass Simon von Cyrene just um diese
Zeit hier vorbeikommen musste, um diesem Jesus das Verbrecherholz tragen zu
helfen! Er bŠumte sich ganz sicher innerlich dagegen auf, er wehrte sich und
wollte sich mšglichst schnell wieder aus dem Staub machen. Aber die raue
Soldateska kannte keinen Pardon. Was bedeutete fŸr sie schon der Protest eines
palŠstinensischen Bauern. Ob gern oder ungern, Simon von Cyrene musste! ãSie
zwangen ihnÒ, hei§t es ausdrŸcklich in der Hl. Schrift.
Da stellÔ ich mir
nun vor – und ich glaube, ich tu es nicht zu Unrecht – dass die Mutter
Jesu, die eben kurz zuvor von ihrem kreuztragenden Sohn sich mit bitterem Weh
im Herzen getrennt hatte nun um einen Helfer fŸr ihren Sohn gebetet haben wird.
Der 5. Station im
Kreuzweg: ãSimon v. C. hilft Jesus das Kreuz tragenÒ geht ja die 4. Station
voraus: ãJesus begegnet seiner betrŸbten MutterÒ. Wie mag der Sohn der Mutter
damals leidgetan haben, wie er da ganz erschšpft und schwach mit dem schweren
Kreuz beladen daher schwankte. Sicher hat sich da das Mutterherz Mariens nicht
erschšpft in gefŸhlvollem Mitleid mit ihrem Sohn, sie wird vielmehr ein
herzinniges Gebet zum Vater im Himmel emporgesandt haben, er mšge einen
liebevollen Helfer zum Kreuztragen senden und er mšge dann diesem Helfer die
Liebestat reich belohnen.
Aber mit einem
widerwilligen, nur gezwungenerma§en zupackenden Helfer war dem Herrn nicht viel
gedient. Da mag eben das Gebet Mariens zum Vater im Himmel weiter in der
Richtung gegangen sein: ãVater im Himmel, gib diesem Helfer meines Sohnes die
rechte Gesinnung ins Herz, dass er nicht widerwillig und gezwungenerma§en nur,
sondern in echter Liebe hilft! Und ich meine: Dieses Gebet Mariens ist
wunderbar erhšrt worden. Denn auf dem Kreuzweg ist dem Simon v. C. immer mehr
aufgegangen, wem er da helfen darf beim Kreuztragen. Simon v. C. wird je hšher
es ging, umso nachdenklicher geworden sein. Vielleicht hatte er bis jetzt den
zum Tod verurteilten KreuztrŠger gar nicht nŠher angeschaut. Nun aber sah er:
Das ist ja Jesus von Nazareth, also der Mann, von dem in letzter Zeit ganz
Jerusalem gesprochen hat. Als Gottessohn hat er sich ausgegeben, Wunder ohne
Zahl hat er gewirkt ... Gut war er zu den Menschen, zu den Notleidenden voran,
so viele hat er geheilt. Und dem Simon v. C. wird da eingefallen sein, wie ihm
seine beiden Buben Rufus und Alexander oft von diesem Jesus erzŠhlt haben.
Sinnend und nachdenklich ging nun Simon v. C. hinter dem Herrn her. Und er sah,
wie blass und bleich dieser Jesus war. Und nun bemerkte Simon v. C., wie auf
der wei§en Tunika, die am Leib Jesu klebte, Ÿberall Blut durchsickerte. Nun
erst bemerkte Simon die zahlreichen SchŸrfungen und blutunterlaufenen Flecken
am Leibe Jesu, die vielen angeschwollenen streifen und Wunden, die von der Gei§elung
zurŸckgeblieben waren. Nun erst bemerkte Simon v. C. auch, wie aus dem Haupthaar
des KreuztrŠgers das Blut im Nacken zusammenfloss. Eine einzige Wunde der ganze
Leib Jesu!
Aber sonderbar!
Trotzdem dieser KreuztrŠger so Ÿbel zugerichtet war – welch hoheitsvolle
Gestalt! Ein Bild grš§ter Hoheit in tiefster Demut! Trotz seiner Verunstaltung
ging eine geheimnisvolle Kraft von ihm aus. Simon v.C.
wusste nicht, was es war, aber er konnte auf einmal seine Augen nicht mehr von
diesem KreuztrŠger wegwenden und konnte sich nicht satt sehen an seinem
Anblick.
Und siehe da, jetzt
wandte sich Jesus um und blickte den Simon v.C. an.
Welch ein Blick war
das, welch durchdringende Augen, hineindringend in die letzten Tiefen der
Seele! Und Simon v. C. spŸrte es auf einmal ganz deutlich: Dieser Mann ist kein
MissetŠter, ist nie und nimmer ein des Todes wŸrdiger Verbrecher. Er ist wohl
auch kein gewšhnlicher Mensch. So geduldig und ergeben, so voll gšttlicher
Grš§e, leidet kein Mensch.
Und schon reute es
den Simon v. C., dass er eben noch so mŸrrisch gewesen war und sich so
gestrŠubt hatte, Jesus das Kreuz tragen zu helfen.
Von der Gnade
erleuchtet und angetrieben, wie sie ihm sicher Maria, die Vermittlerin aller
Gnaden, erfleht hatte, wollte Simon v. C. nun freiwillig und freudig das Kreuz
tragen helfen. So schritt er jetzt mutig voran, den Blick immer auf Jesus
geheftet. Er verga§ dabei ganz, dass das Kreuz, das er zuletzt sogar ganz
allein trug, weil Jesus seit seinem dritten Fall absolut nicht mehr konnte,
drŸckend und schwer war. Das schwere Joch ward ihm zur sŸ§en BŸrde...
Das ist Simon v. C.
Aus dem mŸrrischen, widerwilligen KreuztrŠger ist durch Mariens FŸrbitte ein
froher KreuztrŠger geworden. Ja, noch mehr! SpŠter ist Simon v. C., nachdem er
auch die Mutter Jesu in der Urgemeinde kennengelernt hatte, zusammen mit seinen
beiden Sšhnen Rufus und Alexander Christ geworden. Im Licht des Glaubens gingen
ihm immer mehr die Augen auf. Da erkannte er schlie§lich, welche Auszeichnung
es gewesen war, dass er Jesus das Kreuz hatte nachtragen dŸrfen. In alle
Ewigkeit wird ihm diesen Ruhm niemand mehr nehmen: Simon, KreuztrŠger Jesu
Christi! O gesegnetes heiliges Kreuz! So wird er in alle Ewigkeit denken und Gott
dafŸr danken und preisen. Zuerst musste er, dann wollte er, schlie§lich dankte
er dafŸr, dass er dem Herrn das Kreuz nachtragen durfte. Mšchten doch wir alle
von Simon von Cyrene lernen, wenn wir mit dem uns von Gott zugedachten Kreuz
dem Herrn auf dem Kreuzweg nachfolgen sollen! Mšgen vor allem unsere
katholischen MŠnner das lernen. Und mšge ihnen und uns allen Maria, die
Schmerzensmutter diese Gnade erbitten, immer besser zu erkennen, dass es Ehre
und Auszeichnung ist, Notleidenden und Armen ihr Kreuz tragen zu helfen, weil
da das Wort des Herrn gilt: Was ihr dem Geringsten meiner BrŸder getan habt,
das habt ihr mir selbst getan!
Wenn wir an die 11.
Und 12. Kreuzwegstation denken, so steht die Kreuzigung Jesu vor uns und sein
Opfertod am Kreuze, selten aber denken wir dabei an die Tatsache, dass mit
Jesus zwei Verbrecher gekreuzigt worden sind: die beiden SchŠcher! Auch ihre
Schmerzen, die sie auszustehen hatten, waren sicher gro§. Sie stšhnten, Šchzten
und fluchten. Auch Ÿber ihren Mitgekreuzigten in der Mitte fluchten sie.
Mt 27, 44 berichtet
ausdrŸcklich: ãDie SchŠcher, die mit Jesus gekreuzigt waren, schmŠhten ihnÒ.
Der Leidensgenosse in der Mitte reizte und Šrgerte sie durch die stille,
ergebene Art, wie er sein Leiden ertrug. Die SchŠcher in der Mehrzahl, also
nicht nur Gesmas, der SchŠcher zur Linken Jesu, lŠsterte ihn, sondern auch
Dismas, der rechte SchŠcher. Er machte es ebenso. Unverwandt starrte er
fassungslos auf Jesus und dachte sich: ãWenn er doch wenigstens wie wir beide
ganz Jerusalem verfluchen wŸrde! Aber nein, er schweigt. Als Sohn Gottes hatte
er sich ausgegeben. Gott ist doch allmŠchtig. So habe ich es einst im Religionsunterricht
gelernt. Dieser Sohn Gottes aber rŸhrt sich nicht, ist also nicht allmŠchtig,
sondern ohnmŠchtig wie wir beide. Warum greift er nicht ein, wenn er der Sohn
Gottes ist? Warum zerschmettert er nicht die FrevlerhŠnde, die ihn ans Kreuz genagelt
haben?Ò DarŸber packte Dismas der Zorn. So schrie auch er lŠsternd zu dem
Gekreuzigten in der Mitte: ãWenn du der Sohn Gottes bist, so steig vom Kreuz
herab und holÔ auch uns herunter!Ò
Aber das HŠngen am
Kreuz dauerte drei lange, qualvolle stunden. Und so hŠngend zwischen Himmel und Erde, in der Erwartung und
Angst des Todes, in der Perspektive der Ewigkeit, sah schlie§lich manches ganz
anders aus. Die Gedanken jagten dem Dismas nur so durch den Kopf. Da sah er zu
FŸ§en des Kreuzes die Mutter Jesu, schweigend, sŸhnend, opfernd, betend. Ob
diese tapfere Frau etwa auch fŸr mich betet? So mag er sich gefragt haben, und
er dachte wohl an seine eigene Mutter zurŸck, die ihm einst auf ihrem Scho§ das
Beten beigebracht hatte ... Da begann – ausgelšst durch Gottes Gnade, die
ihm die Schmerzensmutter zu F٤en
des Kreuzes erfleht hatte, eine innere Wandlung in der Seele des rechten
SchŠchers. Er Ÿberdachte sein Leben. Bild um Bild stand wieder vor seiner
Seele, aus lŠngst vergangenen Tagen, Liebes und Leides, Schuld und SŸnde. Er
war nicht immer schlecht gewesen. Als Kind trug er die Unschuld im Auge und den
Himmel im Herzen. Vom Land war er zur Arbeit in die Stadt gekommen, nach
Jerusalem. O wie war da auf einmal alles ganz anders geworden als in der reinen
AtmosphŠre der lŠndlichen Heimat. Einige Male ging er auch noch wie daheim in
die Synagoge am Sabbat in den Tempel hinauf, um dort zu beten. Bald aber ging
es auf der schiefen Ebene abwŠrts. Er wurde von schlechten Arbeitskameraden
angesteckt und verdorben. Er geriet immer mehr in den Sumpf des Lasters hinein.
Aus dieser Zeit stammte auch die Freundschaft mit Gesmas, dem linken SchŠcher.
HŠtte er ihn doch nie kennengelernt! Der brachte ihn erst recht in schlechte
Gesellschaft, er fiel unter die RŠuber und wurde selber einer, ein Stra§enrŠuber
und Meuchelmšrder, ein Schurke, ein Scheusal. Ihn ekelte jetzt vor sich selber.
GewalttŠtigkeit, Ausschreitungen, Raub und Mord, das war zuletzt sein Leben
gewesen. Ja, wenn er sein Leben Ÿberdachte, so hatte er wahrlich ein solches
Ende verdient!
Und wieder dachte
er an den in der Mitte der drei Gekreuzigten und er sah ein, dass dieser stille
Nazarener nichts Ungehšriges getan, keinen ršmischen Soldaten umgebracht,
keinen Jerusalempilger ausgeplŸndert hatte wie er, ja, dass dieser gekreuzigte
Jesus nur GŸte, Liebe und Menschenfreundlichkeit war, nicht †beltŠter, sondern
WohltŠter fŸr zahllose Menschen
gewesen war. Warum leidet er dann? Und seine Mutter zu F٤en des Kreuzes, die
so wehmutsvoll heraufschaut zu ihrem Sohn und auch zu ihm, dem rechten
SchŠcher?
Da hšrte Dismas
auch schon aus dem blutŸberronnenen Mund des gekreuzigten Jesus die fŸr den
rechten SchŠcher všllig unbegreiflichen Worte: ãVater, verzeih ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun!Ò (Lk 23,34). Unbegreiflich diese GŸte und Liebe und
Ÿbermenschliche Geduld! Er, Dismas, hŠtte an der Stelle Jesu die hšhnenden und
spottenden PharisŠer zu FŸ§en des Kreuzes verflucht, ihnen am liebsten aus
tiefster Verachtung ins Gesicht gespuckt. Dieser Jesus aber verzieh und betete
sogar noch fŸr seine Peiniger.
Nein, das kann kein gewšhnlicher Mensch sein. Und schon stand vor seiner
Seele der Gedanke: Wenn er seinen Peinigern verzieh, wird er dann nicht auch
mir verzeihen?
In diesem
Augenblick fing der linke SchŠcher Gesmas von neuem zu lŠstern an. Diesmal
stimmte Dismas nicht mehr mit ein, im Gegenteil, er hielt es seinem
SchicksalsgefŠhrten vor: ãHast du denn gar keine Furcht vor Gott, obwohl du
doch die gleiche Strafe erleidest? Wir beide leiden zu Recht, denn wir empfangen
die gerechte Strafe fŸr unsere Taten. Dieser in der Mitte aber hat nichts Bšses
getan!Ò (Lk 23,40 – 41). Das war nun wie eine šffentliche Beichte voll
aufrichtiger Reue. Da traf ihn der Blick der Mutter Jesu und es war ihm, als
wollte sie ihm sagen: Jesus verzeiht dir, wenn du ihn darum bittest. Er ist ja
die Barmherzigkeit selber.
Da traf auch schon
der Blick aus den Augen des erbarmungswŸrdigen SŸnders und der Blick aus den
Augen des barmherzigen Heilands aufeinander. Und es war, als klŠnge ihm das
Wort Jesu entgegen: Wage es nur, sprich deine Bitte aus! Nun stammelte Dismas
– fast versagte ihm dabei die Stimme: ãHerr, gedenke meiner, wenn du in
dein Reich kommst!Ò (Lk 23, 42)
Und dann –
war es nun ein Traum, was er da hšrte, war es TŠuschung? War es nur Fieberwahn?
Nein, es war Wirklichkeit – Jesus sprach zum rechten SchŠcher: ãWahrlich,
ich sage dir, heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein!Ò (Lk 23, 43). O
glŸckseliger rechter SchŠcher! Nie mehr hat ein gro§er SŸnder eine seligere
Sterbestunde gehabt als du, da dir vom ewigen Hohenpriester selber in deiner Sterbestunde nicht blo§
die Absolution fŸr all deine vielen, schweren SŸnden erteilt worden ist,
sondern auch der vollkommene Ablass, d.h. Nachlass aller verdienten
SŸndenstrafen! ãHeute noch wirst du bei mir im Paradiese sein!Ò
Wer hat nur dem
rechten SchŠcher diese gro§e Gnade erfleht? Ich kann mirÕs
einfach nicht anders vorstellen als dass dies die Schmerzensmutter zu F٤en des
Kreuzes getan hat, die wir ãdie Zuflucht der SŸnderÒ nennen. Ja, sagen wir es
ihr immer wieder, sie mšge auch fŸr uns SŸnder eintreten: ãUltima in mortis hora – filium pro nobis ora
...Ò Bitte fŸr uns SŸnder jetzt und in der Stunde unseres Todes!
Ja, ich kann schon
verstehen, dass dem rechten SchŠcher, den der Herr von aller SŸndenschuld und
SŸndenstrafe losgesprochen und dem er dann noch fŸr die Sterbestunde den
Eintritt in den Himmel zugesichert hat, von vielen als Heiliger verehrt und
angerufen wird.
Er gilt als Vorbild
bei der Erweckung der vollkommenen reue und als Patron der zum Tode
Verurteilten. Eine italienische Ordenskongregation der ãPii
operaiÒ (der frommen Arbeiter) hat Dismas zu ihrem
Ordenspatron erwŠhlt und in ihrer Sorge um die Bekehrung der SŸnder schon viele
ganz auffallende Bekehrungen nach Anrufung
des rechten SchŠchers erfahren.
Eine fromme, sehr
alte Legende schreibt die Bekehrung des rechten SchŠchers am Kreuz einer guten
Tat zu, die dieser der Heiligen Familie auf der Flucht nach €gypten erwiesen
habe, als die RŠuberbande, der auch Dismas angehšrte, die Heilige Familie
Ÿberfiel. Dismas habe damals Jesus, Maria und Joseph vor dem €rgsten bewahrt.
Dem Simon von
Cyrene hat die Gottesmutter die Gnade der Belehrung vermittelt, insofern aus
dem mŸrrischen, unwilligen Helfer des gšttlichen KreuztrŠgers ein froher,
williger Helfer wurde.
Dom Dismas, dem
rechten SchŠcher hat die Gottesmutter die Gnade der Bekehrung vermittelt,
insofern aus dem Mšrder und RŠuber, der in seinen TodsŸnden verloren zu gehen
drohte, ein reuiger Mensch wurde, dem sich nach erlangter Lossprechung das Tor
zum ewigen GlŸck im Himmel auftat.
Dem Longinus, dem
ršmischen Hauptmann unter dem Kreuz hat die Gottesmutter – so glaube ich
ganz fest – die Gnade der Bekehrung vermittelt, insofern aus dem
unglŠubigen Heiden ein glŠubiger Christ und – wie viele meinen –
ein Heiliger wurde.
Niemand hat das
Leidensdrama auf Golgotha von seinem Anfang an aus nŠchster NŠhe so intensiv
miterlebt wie der Hauptmann unter dem Kreuze. Nur in fŸnf Zeilen (Mt 27,54; Mk
15,39; Mk 15,44 – 45; Lk 23,47) berichtet das Evangelium von ihm. Und
doch sind diese fŸnf Zeilen eine der herrlichsten Charakterskizzen der MŠnner
um Jesus, die uns die Hl. Schrift ŸberliefertÒ (Paul Bruin, MŠnner um Christus,
S. 147). Dieser heidnische Hauptmann ist eine Lichtgestalt im Dunkel
der Passion, er ist ein leuchtendes Vorbild, wie er da – von der Gnade
berŸhrt und erleuchtet, sicher auf Grund der FŸrbitte der Schmerzensmutter
unter dem Kreuz – innerlich gewandelt und ergriffen, mutig ein
Glaubensbekenntnis abgelegt hat mit den Worten: ãWahrlich, dieser Mann war
Gottes Sohn!Ò (Lk 23,47; Mk 15,39).
†berdenken wir den
Weg des heidnischen Hauptmanns bis hin zu seinem Glaubensbekenntnis:
Jesus war von
Pontius Pilatus zum Tod am Kreuz, am Holz der Schmach, verurteilt worden.
Die AusfŸhrung
dieses Todesurteils war dem Hauptmann als dem ãOffizier vom DienstÒ Ÿbertragen
worden. Ihm wurde darum Jesus Ÿbergeben. Longinus – so nennt die
†berlieferung diesen heidnischen Hauptmann – haftete fŸr die genaue
AusfŸhrung des Todesurteils. Er sollte Jesus unter militŠrischem Geleit von der Burg Antonia
zur SchŠdelstŠtte auf Golgotha fŸhren, oben den Vollzug der Hinrichtung
Ÿberwachen und danach dem Pilatus Meldung erstatten (Mk 15,44 – 45). Das
war ohne Zweifel kein angenehmer Dienst, vor allem nicht in den damaligen
unruhigen Osterfeiertagen, wo die GemŸter in Jerusalem aufs hšchste erhitzt,
gereizt, gespannt und geladen waren. Konnte es da nicht jeden Augenblick zu
peinlichen ZwischenfŠllen und Ausschreitungen kommen? War nicht mit einem
etwaigen Befreiungsversuch der Freunde Jesu zu rechnen? So mag sich der
ršmische Hauptmann gefragt haben. Tausendmal lieber wŠre er in eine ehrliche,
offene Schlacht gezogen, als diesen Henkerzug nach Golgotha hinauf zu
begleiten. Aber Befehl ist Befehl und Dienst ist Dienst, da kannte auch ein
ršmischer Soldat nur eine Lšsung:
PflichterfŸllung bis aufs Šu§erste. Deshalb: den Stahlpanzer geschnŸrt, den
Helm aufgesetzt, das Schwert umgegŸrtet und die Lanze geschultert! Die drei
KreuztrŠger in die Mitte genommen und nun hin zur RichtstŠtte! So setzte sich
denn der ArmsŸnderzug in Bewegung. Mitten durch die verhetzte Menge, durch den
gaffenden, spottenden Pšbel, an johlenden Gassenjungen und geifernden
Schriftgelehrten vorbei. Unter der militŠrischen Deckung des Hauptmanns betrat
Jesus den Kreuzweg.
Jesus ging unter
der FŸhrung des Hauptmanns! So schien es wenigstens von au§en her.
Aber von innen her
betrachtet, geriet der Hauptmann mehr und mehr unter die GnadenfŸhrung Jesu,
wobei sicher wieder vom Anfang bis zum Ende die FŸrbittkraft der Vermittlerin
aller Gnaden mit im Spiele war.
Der Hauptmann sah,
wie Jesu Feinde ihn auf dem Kreuzweg umdrŠngten, ihm fluchten, ihm voll Hass
und Bosheit die grš§ten Gemeinheiten ins Gesicht schleuderten.
WŠre Jesus nicht
unter dem militŠrischen Schutz des Hauptmanns gestanden, hŠtten die Feinde Jesu
ihn wohl unterwegs gesteinigt.
Aber merkwŸrdig,
dieser Jesus zeigte inmitten dieser Anfeindungen und im Hohngeschrei des
abgrŸndigen Hasses nicht die geringste Spur von Unbeherrschtheit und
Verwirrung. Er blieb in unerschŸtterlicher Ruhe und Fassung. Nie in seinem
Leben hatte der Hauptmann eine so ruhevolle ausgeglichene Persšnlichkeit
erlebt.
Der Hauptmann
beobachtete, wie sich Jesus voller schmerzen, die Lippen fieberverbrannt, die
SchlŠfen von der Dornenkrone zerrissen, das Haupt voll Blut und Wunden, auf dem
holprigen weg nur mit dem Aufwand der letzten Kraft mŸhsam weiterschleppte. Der
Hauptmann hšrte, wie Jesus unter der Last des Kreuzes keuchte, er sah, wie er
zu wanken begann und schlie§lich erschšpft zusammenbrach. Da bereits wird sich
unter dem stahlharten Panzer des kampferprobten Offiziers im Herzen MitgefŸhl
geregt haben. Das war wohl auch der Grund, warum er kurzerhand den Bauern Simon
von Cyrene, der dem Zug begegnete, zur Hilfeleistung heranzog.
Endlich war der Zug
an der HinrichtungsstŠtte angelangt. Auch hier nun konnte der Hauptmann an
Jesus die gleiche heroische Haltung beobachten. Gerade die Tapferkeit, mit der
Jesus alle Leiden und Misshandlungen erlitt und ertrug, machte auf den
ršmischen Hauptmann einen mŠchtigen Eindruck, war dieser Offizier doch gewšhnt,
alles mit dem Ma§stab der Tapferkeit zu messen und zu beurteilen. Er sah, wie
Jesus willig dem Henker die HŠnde zur Annagelung hinreichte. Dem Kreuze gegenŸber stehend, als dieses
aufgerichtet worden war, hšrte der Hauptmann dann die sieben Worte Jesu vom
Kreuz herab...
Der ršmische
Hauptmann hatte schon gar manchen auf den Schlachtfeldern sterben gesehen und
schon manches Hinrichtungskommando begleitet.
Aber so wie er
diesen Jesus sterben sah, das hatte er noch an keinem anderen erlebt. Die
anderen, die der Hauptmann sterben gesehen hatte, verfluchten und verwŸnschten
ihre Peiniger, Jesus aber verzieh ihnen und betete sogar noch fŸr sie. Die
anderen, die der Hauptmann sterben gesehen hatte, starben umdŸstert von den
Schatten der Verzweiflung, dieser Jesus aber gab seinen Geist auf, umleuchtet
vom Strahl des Himmels. Die anderen, die der Hauptmann bisher sterben gesehen hatte,
waren in ihren Todesqualen innerlich zerbrochen und verzweifelt. Dieser Jesus
aber blieb auch im Meer der Šrgsten schmerzen ungebrochen. Mit gewaltiger
Stimme rief er zuletzt: ãEs ist vollbracht!Ò, so, als ob er einen gewaltigen
Sieg errungen hŠtte, und er empfahl sich in die HŠnde seines himmlischen
Vaters: ãVater, in deine HŠnde empfehlÔ ich meinen Geist!Ò
Da berichtet nun
die Hl. Schrift (Mk 15,39) wšrtlich: ãAls aber der Hauptmann, der dem Kreuz
gegenŸberstand, sah, dass Jesus laut rufend den Geist aufgab, sprach er:
ãWahrlich, dieser Mann war Gottes Sohn!Ò
Als dann gar noch
im Augenblick des Todes die Erde erbebte, die Felsen sich spalteten, die GrŠber
sich šffneten und die Sonne sich verfinsterte, da wurde der Hauptmann erst
recht im nun erlangten Glauben bestŠrkt. Darum hei§t es im LukEv (23,47): ãAls
der Hauptmann sag, was geschah, pries er Gott und sprach: Wahrlich dieser Mann
war ein gerechter!Ò
So fŸhrte die
Gnade, die ihm die Vermittlerin aller Gnaden erbetet hatte, den heidnischen
Hauptmann mitten in der AusŸbung seines Dienstes zum Bekenntnis des Glaubens an
die SŸndenlosigkeit Jesu und an seine Gottessohnschaft. €u§erlich hatte er den
Herrn zu fŸhren gehabt, innerlich wurde er von der Gnade des Herrn gefŸhrt. Er
war nach dem Tode Jesu der erste, an dem sich das Wort des Heilands erfŸllte:
ãwenn ich von der Erde erhšht sein werde, werde ich alles an mich ziehen!Ò (Joh
12,32).
Longinus, der
heidnische Hauptmann, ist dann nach der Auferstehung des Herrn von den Aposteln
im christlichen Glauben genau unterwiesen worden. Er ist dann aus dem Heer des
Kaisers ausgeschieden, hat sich in seine Heimat in Caesarea in Kappadokien
(Kleinasien) zurŸckgezogen und habe da viele Landsleute zum christlichen
Glauben bekehrt, bis er schlie§lich als MŠrtyrer in einer der grausamen Christenverfolgungen
fŸr Christus sein Leben hinopferte.
Lernen wir vom
Hauptmann Longinus die Tapferkeit, in der wir wie er unseren Glauben an
Christus bekennen sollten ohne Menschenfurcht und Feigheit. Denken wir in
dieser durch GlaubensschwŠche und Glaubensabfall charakterisierten Zeit, in der
wir leben, oft an diesen tapferen
Hauptmann, der ein glaubensmutiger Bekenner des Gekreuzigten geworden
ist auf Grund der FŸrsprache Mariens. Lassen auch wir uns nicht das Urteil Ÿber
Jesus Christus von der šffentlichen und veršffentlichten Meinung diktieren,
auch nicht von modernistischen Ansichten derer, die nicht mehr bibelglŠubig,
sondern in falscher Weise wissenschaftsglŠubig geworden sind und in Jesus nur
noch einen SozialrevolutionŠr im Sinn verfehlter Theologie der Befreiung sehen,
halten wir fest am Glauben an die Gottheit Jesu Christi des Gekreuzigten und
Auferstandenen, wie es der Hauptmann Longinus getan hat. Maria aber, die
Schmerzensmutter unter dem Kreuz, die Vermittlerin aller Gnaden, die diesem
edel gesinnten heidnischen Hauptmann die Gnade der Bekehrung zum christlichen
Glauben erfleht hat, mšge auch uns die Gnade erflehen, stark zu bleiben im
Glauben und aus diesem Glauben auch zu leben in mannhaftem, tapferem Einsatz
fŸr die Sache Christi. Amen